Alexander von Humboldt

* 14. September 1769 in Berlin    + 6. Mai 1859 in Berlin
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  • Naturforscher
  • Geograf
  • Forschungsreisender
  • Geophysikalischer Forscher (Erdmagnetismus)
  • Entwickler der Pflanzengeografie (basierend auf Goethes Morphologie)
Die Theorie der Pflanzengeografie führt die geografische Höhe als weitere Dimension in die Botanik ein. Nicht nur vom Äquator zu den Polkappen verändert sich die Pflanzenwelt, sondern auch in gleicher Weise vom Meeresspiegel zum Gipfel eines Berges.
Humboldt betrachtete die Erde als ein lebendiges Ganzes. Er erkannte die Wechselwirkung der Pflanzenwelt mit der Tierwelt, aber auch mit der Geologie sowie der Geografie. Er war bestrebt, sich einen Überblick über alle diese Wissenschaftsgebiete zu verschaffen.
Seine Amerikareise finanzierte er selbst, sie kostete ihn ein Drittel seines Vermögens. Die Auswertung den Rest.

Alexander von Humboldt als 30 jähriger
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Inhalt

Die Ausbildung
Die Arbeit im Bergbau Frankens
Der Tod der Mutter und die Vorbereitung der großen Amerikareise
Die Erforschung des Orinoko
Die Reise zum "Humboldtstrom"
Weiterreise nach Mexiko und in die USA
Die Auswertung der großen Amerikareise
Die weiteren Jahrzehnte
 
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Die Ausbildung

Alexander von Humboldt und sein älterer Bruder Wilhelm entstammen einer ursprünglich bürgerlichen Familie. Erst 1738 wurde der Großvater in den Adelsstand erhoben. Zunächst wurden die Brüder Wilhelm und Alexander Humboldt von Privatlehrern unterrichtet. Für den niederen preußischen Adel bestand ende des 18. Jahrhunderts die Möglichkeit sich für den Militärdienst zu entscheiden, oder die Beamtenlaufbahn einzuschlagen. Alexander sollte sich später für die Beamtenlaufbahn entscheiden. In seiner Jugend bewegte sich Alexander in den Kreisen der "Berliner Aufklärung", in den Salons der Damen Henriette Herz und Rahel Levin. Wegen seiner spöttischen Art erwarb er den Ruf  ein "Schandmaul" zu sein.
Alexander von Humboldt lebte weitgehend nach einem in seiner Jugend entworfenen und während seines Studiums verfolgten Lebensplan: nämlich Forschungsreisender zu werden. Es gelang ihm, seinen Lebenstraum durch die finanzielle Unabhängigkeit, die er nach dem Tod seiner Mutter erlangte, umzusetzen. Alexander blieb sein Leben lang ledig.
Aus Rücksicht auf seine Mutter und aus Familientradition - später um sein Privatvermögen zu schonen - war Alexander, wie sein Bruder Wilhelm, immer wieder in preußischen Staatsdiensten beschäftigt. Humboldt studierte, in Hinblick auf seine vorläufig angestrebte Beamtenlaufbahn in der wirtschaftlichen Verwaltung Preußens, Kameralistik, die Lehre der praktischen Staatsverwaltung. Dieses Studium umfasste in erster Linie den Bergbau, aber auch die Naturwissenschaften. Alexander wurde ein hervorragender Minenexperte. Zwischendurch beschäftigte er sich auch mit Dingen, die seinem Ziel, Forschungsreisender zu werden, dienlich waren: Botanik, Mathematik und Zeichnen beziehungsweise dem Radieren.
Eine erste Forschungsreise führte ihn an den Rhein, wo er "durch Beobachtungen über einige Basalte am Rhein" zur Klärung einer wichtigen Frage des 18. Jahrhunderts beitrug: Ob die feste Erde aus Sedimentgesteinen - in Anlehnung an die Schöpfungsgeschichte - oder aus Ergussgestein besteht. Er zog zur Unterstützung auch botanische Beobachtungen heran. Nach weiteren Studien  in eigener Sache trat Humboldt in den Staatsdienst ein.

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Die Arbeit im Bergbau Frankens

Humboldt wurde seinen Wünschen entsprechend in der Bergbauverwaltung eingesetzt. Zunächst wurde er in der Bergakademie in Freiburg weiter ausgebildet. Auch hier forschte er "über die grüne Farbe unterirdischer Vegetation". Anschliessend arbeitet er ein Jahr in Berlin, bis er im Juni 1793 in das damals preußische Franken versetzt wurde. Dort wohnte Humboldt in Bad Steben. Hier arbeitete er daran, den bereits unrentabel gewordenen Bergbau in den fränkischen Gebieten neu zu beleben. Er betrieb auf eigenen Kosten eine Schule zur Fortbildung der Bergleute. Aus dieser Zeit stammen auch einige Erfindungen für die Arbeit vor Ort. Später bezeichnete Humboldt seine Zeit in Franken als glückliche Jahre.
1794 pflegten die Brüder Humboldt Kontakt mit Goethe und Schiller. Zu dieser Zeit tauschten sich Goethe, der seine erste Italienreise bereits hinter sich hatte, und Alexander Humboldt bezüglich seiner eigenen naturwissenschaftlichen Forschungen aus. Nach einer eigenen Reise nach Oberitalien und durch die Alpen arbeitete Alexander von Humboldt ein weiteres Jahr in Franken. In den Alpen erkannte er Zusammenhänge zwischen der Höhenlage eines Gebietes und der dortigen Vegetation.
In seinem letzten fränkischen Jahr wurde ihm eine erste diplomatische Mission übertragen. Er sollte die französischen Revolutionstruppen von der Neutralität des preußischen Württemberg und Franken überzeugen.

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Der Tod der Mutter und die Vorbereitung der großen Amerikareise

Ende 1796 starb Maria Elisabeth von Humboldt und hinterließ Alexander einen beträchtlichen Erbteil. Humboldt quittierte sofort den Staatsdienst, obwohl er inzwischen einen beachtlichen Rang im preußischen Bergdepartement erlangt hatte.
Er konnte sich nun ausschließlich den Vorbereitungen der von ihm geplanten großen Forschungsreise widmen. Die Reise sollte ursprünglich eine Weldumrundung werden. Nach Madrid, dem Ausgangspunkt seiner Forschungsreise, in die damals noch zu Spanien gehörenden Teile Amerikas, fuhr er über Jena, Dresden, Wien, Salzburg, Paris und Marseille. Während dieser Reise stellte Humboldt seine Gerätschaften zusammen und traf wichtige Wissenschaftler seiner Zeit. Auch führte er begonnene "Versuche über die gereizten Muskel- und Nevenfasern" fort. In Paris lernte Humboldt seinen späteren Assistenten und Begleiter auf der Amerikareise, den Botaniker Aimé Goujaud Bonpland, kennen. Humboldt und Bonpland planten zunächst vor der großen Reise eine "Vorreise" nach Nordafrika. Dieses Vorhaben scheiterte. Genauso wie Humboldts Überlegung sich nicht verwirklichen ließ, die Überfahrt nach Amerika innerhalb einer geplanten französischen Weltumsegelung zu unternehmen. Die französische Staatskasse war durch die Kriege Napoleons zu leer, um ein solches Vorhaben zu finanzieren. In Madrid trat Alexander von Humboldt mit einer Bank, die seinen Berliner Kreditbrief akzeptierte, in Verbindung. Verabredet wurde, dass die Partner dieser Bank in den spanischen Kolonien ihn mit Geldmitteln versorgen sollten.
Spaniens Kolonialpolitik kapselte Westindien (das spanische Amerika) von der übrigen Welt ab. Dies war später ein wesentlicher Grund für die Unabhänigkeitskriege der Kolonien von der spanischen Krone. Humboldt erkannte, dass er in Madrid die richtigen Personen treffen konnte, um eine Reiseerlaubnis für Bonpland und sich für Westindien zu erhalten. Die Beiden, ein preußischer Protestant und ein Bürger der französischen Revolution, erhielten einen Reisepass vom katholischen Spanien.

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Die Erforschung des Orinoko

Am 5. Juni 1799 schifften sich Humboldt und Bonpland auf einem Postschiff, der Korvette Pizarro, ein. Den beiden wurde seitens der spanischen Regierung das Recht eingeräumt, auf Teneriffa sechs Tage Station zu machen, um am Vulkan Pico de Teyde Untersuchungen vorzunehmen. Die Überfahrt bereits in Venezuela (Cumaná) zu beenden war nicht geplant. Aber nach Ausbruch eines Fiebers an Bord des Schiffes erschien dies den Forschern ratsam. Aus dieser kurzfristigen Änderung wurde dann eine über ein Jähr dauernde Erforschung Venezuelas und des Flusses Orinoko.
Zunächst fanden Exkursionen durch die venezuelische Provinz Cumaná statt. Die Forscher waren tief beeindruckt von der "Kraft und Fülle des vegetabilischen Lebens". Sie beobachten auch die Sonnenfinsternis Ende Oktober 1799 in Cumaná, bevor Humboldt und Bonpland weiter nach Caracas reisten. In Caracas vermaßen sie den Hausberg und fanden wieder verschiedene Vegetationsformen abhängig von der Höhe.
Caracas war der Ausgangspunkt ihrer Orinokoreise. Auf dem Weg zum Fluss, in Calabozo erforschte Humboldt mit einem ortsansässigen Autodidakten Zitteraale. Indianer beschafften ihnen einige Exemplare. Wie fängt man Zitteraale? Nun man treibt Pferde ins Wasser, diese scheuchen die Aale solange auf, bis diese vom Austeilen ihrer Stromschläge erschöpft sind und man sie leicht einsammeln kann. Humboldts Bericht findet sich zum Teil auch in Brehms Tierleben im Absatz über den elektrischen Aal. Die Wegstrecke über Land wurde, wie später auf den Flüssen, geografisch genau erfasst.
Am 30.3.1800 begann die eigentliche Orinokoreise auf dem Apure, einem Nebenfluss des Orinoko. Die Mannschaft des großen Indianerbootes mit Plankenaufsatz, einer sogenannten Piroge, bestand aus vier Indianern und einem Steuermann. Nach dem Apure wurden der Orinoko und der Rio Atabapo, ein weiterer Nebenfluss des Orinoko erforscht. Am südlichsten Punkt des Rio Atabapo wurde die Piroge über Land zum Rio Negro befördert. Humboldt und Bonpland befuhren den Rio Negro, den rund 2000 km langen Nebenfluss des Amazonas, bis zur brasilianischen Grenze bei San Carlos. Hier an der Grenze bekamen die Forschungsreisenden jedoch keine Pässe für das portugiesische Brasilien, da Lissabon und Madrid verfeindet waren. So konnte die Flussfahrt nicht weiter über den Rio Negro flussabwärts zum Amazonas fortgesetzt werden.
Auf der Rückfahrt flussaufwärts fanden Humboldt und Bonpland die Einmündung des Río Casiquiare. Sie befuhren ihn nach Esmeralda (am Orinoko) zurück. Mit der genauen Vermessung des Casiquiare wies Humboldt die Verbindung der beiden Flusssysteme, des Orinoko und des Amazonas, die bereits 1724 entdeckt worden waren, wissenschaftlich nach. Die Forscher folgten nun dem Fluss Orinoko bis St.-Thomas d´ Angostura, der damaligen Hauptstadt der Provinz Guayana. In Angostura erreichten sie am 13 Juni wieder besiedeltes Gebiet. Während der Zeit im Urwald mussten die Forscher ihre Arbeit wegen der Mücken in der Nacht und nahe am Feuer erledigen. Zu Essen gab es "nichts als Reis, Ameisen, Manioc, Pisang, Orinokowasser und bisweilen Affen". In Angostura blieben die beiden circa einen Monat. Humboldt und Bonpland erkrankten am Fieber. Bonpland schwebte sogar in Lebensgefahr. Nach dessen Genesung, reisten Humboldt und er über Land weiter nach Nueva Barcelona und mit einem Küstenschiff zurück nach Cumaná. Mitte November fuhren die Forscher wieder nach Nueva Barcelona, wo sie, während sie auf eine Weiterreisemöglichkeit warteten, ihre Sammlung ordneten und astronomische Beobachtungen machten. Schließlich verließen sie Venezuela endgültig in Richtung Havanna.

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Die Reise zum "Humboldtstrom"

Alexander von Humboldt erstellte eine Monographie Kubas. Er bediente sich dabei bestehender Archive und Bibliotheken in Havanna. Die Pläne für die Fortsetzung der Reise wurden nun erneut geändert. Da die oben erwähnte französische Weltumsegelung doch noch begonnen hatte, beschloss Humboldt, sich dieser in Peru anschließen.
Humboldt und Bonpland machten sich dorthin auf den Weg.
Die beiden Forscher befuhren in Kolumbien den Rio Magdalena und trafen in Bogotá den wichtigsten Botaniker Südamerikas, José Celestino Mutis. Humboldt und Bonpland waren inzwischen Berühmtheiten. In Bogotá wurden sie begeistert empfangen. Dem Vizekönig übergab Humboldt umfangreiches Kartenmaterial seiner bisherigen Reise. Er gab auch Ratschläge in seiner Eigenschaft als Bergbauexperte.
Die Reise führte weiter nach Quito. Dort erforschte Humboldt mehreren Vulkane. Zu seinem Bedauern erhielt er die Nachricht, dass die französischen Weltumsegler ihre Route geändert hätten. Er konnte sich ihr nun endgültig nicht anschließen.
Auf der Weiterreise nach Lima waren hauptsächlich Sprache und Kultur der Inka Gegenstand von Humboldts Forschung. Die Route führte nun wieder nach Norden, wo Alexander von Humboldt eine kalte Meeresströmung entlang der Westküste Südamerikas bis zum Äquator, durch Temperaturmessungen wissenschaftlich nachwies. Dieses Phänomen war bereits bekannt. Trotzdem ist es heute nach Humboldt benannt. Dem Namensgeber war dies später etwas peinlich.
Der Humboldtstrom beschert Lima ein außerordentlich schlechtes Klima.

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Weiterreise nach Mexiko und in die USA

Die Reise von Humboldt und Bonpland führte weiter gegen Norden, nach Mexiko. Auch hier machte Humboldt Verbesserungsvorschläge für den Bergbau und vermaß das Land. Mexiko City, wohl auch eine junge Einwohnerin der Stadt, beeindruckten Humboldt sehr. Beide Forscher blieben ein ganzes Jahr. Dann entschloss sich Humboldt zur Rückkehr nach Europa, da er erkannte, dass seine Geldmittel nicht für weitere Reisen durch Asien reichen würden.
Allerdings machten sie noch Station in den USA, wo Humboldt mit Präsident Thomas Jefferson zusammentraf. Ihm berichtete Humboldt vermutlich auch von seiner Idee eines Kanals vom Atlantik zum Pazifik.
Am 3.8.1804 trafen Humboldt und Bonpland wieder in Bordeaux, in Frankreich, ein.

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Die Auswertung der großen Amerikareise

Bonpland trat in den kaiserlichen Dienst. Nach Napoleons Sturz wanderte er nach Argentinien aus.
In der ersten Zeit, zurück in Europa, war der inzwischen etwa 35jährige Humboldt damit beschäftigt, die wissenschaftliche Auswertung ihrer Reise zu beginnen. Er hatte sich schon früher dazu entschieden die Arbeiten am "Reisewerk" in Paris durchzuführen, da die französische Hauptstadt damals auch die Hauptstadt der wissenschaftlichen Welt war. Nur die Bände des 36-bändigen "Reisewerks", die er besonders in Deutschland bekannt machen wollte, sind überhaupt in seine Muttersprache übersetzt worden. Die "Pflanzengeografie" enthält eine Widmung an Goethe. Humboldt verkehrte mit der Elite der französischen Wissenschaft. Besonders mit Gay-Lussac war er freundschaftlich verbunden. In diese Zeit fiel auch ein erstes Treffen Humboldts mit Simón Bolívar, der später einmal über Alexander von Humboldt sagte, er sei der "eigentlichen Entdecker der neuen Welt, dessen Studium Amerikas (seinem Heimatland) Besseres gegeben hat als alle Konquistadoren". Der junge Bolívar war sehr beeindruckt von Humboldt.
Humboldt wurde ordentliches Mitglied der Berliner Akademie und königlicher Kammerherr am preußischen Hof, was sein inzwischen strapaziertes Privatvermögen entlastete. Kostspielig war die Herausgabe des "Reisewerks" und des "Kosmos". Viele Jahre waren seine Berliner Posten ohne Verpflichtungen verbunden. So konnte er sich 20 Jahre weitgehend in Paris der Arbeit an seinen Büchern widmen. Allerdings musste er einige diplomatische Missionen, auch im Zusammenhang mit den Friedensverhandlungen mit Napoleon, übernehmen.

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Die weiteren Jahrzehnte

Schließlich befahl König Friedrich Wilhelm III Alexander von Humboldt die Übersiedelung nach Berlin, das ihm nach seiner Rückkehr aus Amerika verhasst war. Er wurde mehr und mehr in das höfische Leben integriert. Humboldts Traum, eine Asienreise durchzuführen, ließ sich nicht verwirklichen. Die Britische Ostindien Kompanie war weniger großzügig als die spanische Krone. Die nicht zustande gekommene Asienreise und die  Intrigen am preußischen Hof ließen Humboldt ernsthaft darüber nachdenken, nach Mexiko auszuwandern. Erwähnt werden soll noch die Rußlandreise 1829, der Humboldt als Koordinator vorstehen musste. Für Forschungen blieb für ihn als Leiter der Reise wenig Zeit.
Er überlebte die meisten seine Freunde und vereinsamte in seinen letzten Jahren immer mehr. 1857 erlitt er einen Schlaganfall von dem er sich nicht mehr erholte. 1858 wurde Humboldt zusätzlich von einer schweren Grippe heimgesucht.
Am 6.5.1859 starb Alexander von Humboldt 89 jährig.

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Angostory © A. Hacker; 09.01
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