Der Angosturabaum

 
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Inhalt

Botanisches
Die Quintessenz
Die Extraktion
Aimé Goujaud Bonpland
Blatt mit Blüte am Abgosturabaum
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Botanisches

Der Angosturabaum oder Cuspa-Baum (Galipea officinalis) ist ein etwa 7 Meter kleiner Baum mit einem geraden Stamm und unregelmäßigen Ästen. Die zwei Zentimeter langen Blätter sind dreizählig (Kastinenblätter). Sie haben manchmal weiße Punkte. Des weiteren stehen sie in Rippen mit weißen duftenden Blüten. Die Frucht ist eine 5-zellige Samenkapsel. In 2 bis 3 dieser Kapseln befindet sich der schwarze, runde Samen.
Die Rinde sieht dem Falschen Angosturabaum Strychnos nux vomica zum Verwechseln ähnlich. Die Blätter haben im ersten Stadium ein tabakartiges Aroma, das ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen dem echten Angosturabaum und dem falschen. In der Rinde ist Angosturin zu finden. Angosturin ist ein farblos kristalliner Stoff, der in Wasser und Alkohol löslich ist. In der Rinde führt der Baum 1,5% ätherische Öle und 2,5% giftige Alkaloide: Galipin, Cusparin, Galipidin, Cusparidin und Cusparein, die auch als Chininersatz verwendet werden. Wenn bei ausreichendem Stickstoffangebot die Pflanze einen Überschuss an Aminosäuren gebildet hat, wandelt sie diesen teilweise in Alkaloide um. Ob die Alkaloide bei Stickstoffmangel wieder zurück umgewandelt werden oder ob sie lediglich ein Abfallprodukt bleiben, ist noch nicht erforscht. Die Alkaloide sind jedenfalls eine gute Abwehr der Pflanzen gegen das Gefressenwerden. Um den pH-Wert in der Pflanze im Gleichgewicht zu halten, werden die basischen Alkaloide in Salzen an Säuren gebunden.
Der Angosturabaum kommt im Norden Brasiliens, in Kolumbien, Venezuela und auf den Westindischen Inseln vor. Der Baum wird nicht kultiviert, aber es wird die Rinde von wildlebenden Bäumen gesammelt. Seit etwa 1759 wird Rinde auch nach Europa importiert.
Der  Angosturabaum ist ein Rautengewächs, genauer ein Weinrautengewächs, das, wie andere Heilpflanzen dieser Gattung ätherische Öle führt. Andere Vertreter der Rautenpflanzen sind Orangen oder Zitronenbäume. Weinrautengewächse sind zweikeimblättrige Gewächse mit durchscheinenden Öldrüsen (Blätter). Es gibt davon 1600 Arten als Bäume und Sträucher.

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Die Quintessenz

(Dieser Artikel soll nur informieren und keine Anregungen geben)
Alkaloide sind basische Stickstoffverbindungen mit ringförmigen Molekülen. In den zweikeimblättrigen Pflanzen, z.B. dem Angosturabaum sind Alkaloide häufig zu finden. Auch bei Tieren kommen Alkaloide vor, zum Beispiel das Burfotenin, das in der Rückenschleimhaut einiger Kröten gefunden wurde. Alkaloide sind Gifte. Sie können oft schon in geringen Mengen für den Menschen tödlich sein. Verschiedene Alkaloide können bei niedrigen Dosen jedoch als Medikamente eingesetzt werden. Einige Beispiele sind: Atropin, ein pupillenweitendes Mittel mit einer tödlichen Dosis von etwa 0,1 g. Bekannt ist auch das Chinin, das bei herzkranken Menschen ab 2 g zum Tode führt. Chinin wird zur Senkung von Fieber und zur Behandlung der Malaria eingesetzt. Die Grundstoffe für Curare, dessen Herstellung sich Alexander von Humboldt auf seiner Reise durch das Orinokogebiet von Indianern zeigen ließ, werden von einigen Bäumen der Gattung Strychnos geliefert. Eines der verwendeten Gifte ist Tubocurarin, es wird auch bei Operationen zur Erschlaffung der Muskulatur verwendet, tödliche Dosis 0,05 bis 0,1 g. Koffein und Thein sind die gleichen Wirkstoffe. Im Tee ist das Koffein lediglich an Gerbstoffe gebunden, das verlangsamt die Wirkung. In reiner Form ist Koffein jedoch bei über 10 g ebenfalls tödlich. Ab 0,3 g ist Morphin tödlich, es ist ein starkes schmerzbetäubendes Mittel, das abhängig macht. Nikotin ist bereits ab 0,04 bis 0,06 g tödlich! Yohimbin ist ein Aphrodisiakum, führt aber ab 1,5 g zum Tode. Seit dem Altertum werden alkaloidhaltige Pflanzen als Rauschmittel missbraucht. Bei Pharaonenmumien wurde mittels Haarprobe Kokainmissbrauch nachgewiesen. Hierbei ist anzumerken, dass der Kokastrauch in Südamerika endemisch ist.

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Die Extraktion

Paracelsus (Wahrscheinlich 1493 bis 1541) vermutete in Naturstoffen wie Opium eine extrahierbare Quintessenz. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden erste Alkaloide isoliert. Um 1804 wurde Morphin von mehreren Wissenschaftlern parallel aus Opium gewonnen. Um 1820 wurde das Chinin entdeckt. Nach seiner Übersiedelung nach Venezuela 1820 forschte der deutschstämmige Dr. JGB Siegert an tropischen Pflanzen. Alkaloidsalze sind in Wasser gut löslich, die Alkaloide selbst sind wasserunlöslich, aber in organischen Lösungsmitteln wohl. Diese unterschiedliche Löslichkeit nutzt man für die Extraktion der Alkaloide aus den Pflanzen. Der Gehalt der Alkaloide ist nicht gleich verteilt. (z.B. bildet die Kartoffel das Solanin nur in den Teilen, die von der Sonne (Sol) beschienen werden.) Die besonders alkaloidhaltigen Teile wie Rinde, Früchte und Blätter werden zerkleinert und in angesäuertem Wasser eingeweicht, dabei erhält man die Alkaloidsalze. Durch die Zugabe von Basen werden dann die freien Alkaloide extrahiert. Die Alkaloide werden dann in organischen Lösungsmitteln wie zum Beispiel Chloroform, Benzol, Äther gelöst, oder durch Wasserdampfdesilation aus dem Substrat gewonnen. Anschließend werden die Alkaloide noch gereinigt. Hierfür werden Fällungsmittel oder Gerbstoffe verwendet. Die Pflanzen enthalten oft mehrere Alkaloide gleichzeitig, die Haupt- und Nebenalkaloide. Bei der Extraktion werden die einzelnen Alkaloide durch Verfahren wie der Elektrophorese oder Chromatographie voneinander getrennt. Mit Fällungsmitteln wie Phosphorwolframsäure, Goldchlorid oder Quecksilberjodid werden Alkaloide gewöhnlich nachgewiesen.

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Aimé Goujaud Bonpland

Der Angosturabaum hat viele Namen: Cusparia angostura, Galipea febrifuga, Angostura vera, Cusparia trifoliata. Unter anderem findet sich die Bezeichnung "Bonplandia angostura". Der französische Marinearzt und Naturforscher Aimé Goujaud Bonpland sammelte 6000 Pflanzenarten, 3500 davon waren vorher noch nie beschrieben worden. Warum schmückt den kleinen Baum der Tropen auch der Name des großen Botanikers? In Humboldts Reiseaufzeichnungen steht: "Der Cuspa ist ein den europäischen Botanikern noch unbekannter Baum. Er diente lange nur als Bauholz. Sein Stamm wird kaum fünf bis 6,5 Meter hoch. Seine sehr dünne, blaßgelbe Rinde ist ein ausgezeichnetes Fiebermittel; dieselbe hat sogar mehr Bitterkeit als die Rinden der Chinchonen, aber diese Bitterkeit ist nicht so unangenehm. Die Cuspa wird mit sehr gutem Erfolg als weingeistiger Extrakt und als wässeriger Aufguß sowohl mit Wechselfiebern als in bösartigen Fiebern gegeben."
Bonpland hielt sich zusammen mit Humboldt im Sommer 1800 einen Monat in der Stadt Angostura am Orinoko auf, wo beide sich vom Fieber erholten. Die Stadt Angostura ist der Ausfuhrhafen der Angosturarinde. Die Pflanze ist nach der Stadt benannt. Humboldt berichtet: "Zur selben Zeit wurde auch ich (vom) Fieber befallen; man gab mir (...) ein Gemisch von Honig und Extrakt der China vom Rio Carony (Extractum corticis Angosturea). Es ist dies ein Mittel, das die Kapuziner (...) höchstlich preisen. Das Fieber wurde darauf stärker, hörte aber gleich am andern Tag auf. Bonplands Zustand war sehr bedenklich (...). Zum Glück behielt der Kranke Kraft genug, um sich selbst behandeln zu können. Er nahm gelindere (..) Mittel(,) als auch die China von Rio Carony".
Der Rio Carony mündet etwas unterhalb Angosturas in den Orinoco.

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Angostory © A. Hacker; 01.02, 10.03
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